Bericht vom Gottesdienst zum CSD Harz 2024 mit Regionalbischöfin Bettina Schlauraff

Am Samstag, den 8. Juni fand nun bereits zum zweiten Mal eine Feier zum Christo­pher Street Day (CSD) in Wernigerode statt – einem Gedenk- und Demon­stra­tionstag der queeren Gemein­schaft, dessen Name an einen Aufs­tand von Homo­sex­uellen und anderen Minder­heiten gegen Polizei­willkür und Ausgren­zung in der New Yorker Christo­pher Street im Jahr 1969 erin­nert. Wie schon 2023 wurde auch in diesem Jahr einige Tage zuvor – am 6. Juni – ein überkon­fes­sioneller Gottes­di­enst zum CSD unter dem Titel „Kreuz und Queer“ in der Wernigeröder Chris­tuskirche begangen, organ­isiert durch den Christlichen Hochschul­beirat der Hochschule Harz sowie die Studieren­denge­meinde. Die gut 50 Anwe­senden wurden von Hochschulp­far­rerin Dr. Angela Kunze-Beiküfner und Pfarrer Rein­hard Witte durch den Gottes­di­enst geführt und durften sich über mehrere hervor­ra­gende Gesangs­dar­bi­etungen des Hochschul­chors („I have a dream“) unter der Leitung von Cath­leen Jokel freuen.

Als Predi­gerin konnte Region­al­bis­chöfin Bettina Schlau­raff gewonnen werden, die sich als eine der Ansprech­per­sonen der Gruppe „Queer in der EKM“ für queere Menschen einsetzt, die in der Kirche Diskri­m­inierung erfahren oder seel­sorg­erische Beratung wünschen. In ihren bewe­genden Worten griff sie die Lebens­geschichte von Micha auf, einem jungen Homo­sex­uellen, der über viele Jahre mit Ausgren­zung, Selb­stzweifeln und dem Wunsch nach Unauf­fäl­ligkeit zu kämpfen hatte, bis er zu der Überzeu­gung gelangen durfte, dass Gott mehr für ihn im Sinn hat, als ein Leben „in Selb­st­geißelung und Trau­rigkeit“, in Verleug­nung und Verlet­zung, in Einsamkeit und Abkehr von der Welt. Wen Gott zum Salz der Erde machen will, der muss das eigene Licht nicht unter den Scheffel stellen, darf so sein, so leben, so lieben wie er oder sie empfindet – so die hoff­nungsvolle Botschaft der Predigt.

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer wegge­worfen und von den Leuten zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.

Matthäus 5,13

Stel­lvertre­tend für das Organ­i­sa­tion­steam des CSD Harz lud Robin Luge anschließend zur Teil­nahme an der CSD-Parade sowie zum gemein­samen Weg von der Hochschule Harz zur CSD-Kundge­bung auf dem Wernigeröder Mark­t­platz ein. Nach einem weit­eren bewe­genden Auftritt des Hochschul­chors („We trust in the Name of the Lord, our God“) konnten sich alle Besucherinnen und Besucher abschließend noch bei einem kleinen Imbiss in der Chris­tuskirche austauschen. Der CSD selbst verlief dann am Samstag erfreulicher­weise ohne alle Anfein­dungen und Zwis­chen­fälle und mit großem Zulauf aus vielen gesellschaftlichen, poli­tis­chen und kirch­lichen Institutionen.

Eine voll­ständige Aufze­ich­nung findet sich beim Offenen Kanal Wernigerode:

Text: Chris­tian Rein­both
Fotos: Ursula Meckel
Video: BRaVE Magazin